Der schweizerische Immobiliensektor erzeugt die viel zitierten 40% der gesamten CO2-Emissionen der Schweiz. Die Agenda 2030 sieht eine vollständige Dekarbonisierung auf allen Ebenen bis 2050 vor. Dafür sind diverse Absenkpfade mit Ziel Netto-Null entwickelt worden. Im Immobiliensektor gibt es jedoch einen Bereich, der heute nicht ansatzweise gelöst ist: die Erstellung, der Unterhalt und der Rückbau von Gebäuden, also die grauen Treibhausgasemissionen.
Die Anwendung von Methoden der Kreislaufwirtschaft bietet Auswege, indem Kreisläufe geschlossen und Nutzungszyklen verlängert werden. Dabei erweist sich der Bestandserhalt, also das Weiternutzen von Bauten, als die Methode mit dem grössten Hebel.
Der Bestandserhalt muss frühzeitig – am besten bereits in der strategischen Phase – entschieden werden, da bereits in der Phase der Machbarkeitsstudien das Potenzial der Weiternutzung eines bestehenden Gebäudes untersucht werden sollte.
In der Regel versprechen sich Entwicklerinnen von Neubauten eine höhere Ausnützung ihrer Liegenschaften und ein besser auf die Bedürfnisse des Marktes abgestimmtes Angebot als es mit der Weiternutzung von Bestandsbauten möglich ist. Häufig ist auch nicht klar, in welchem Zustand die Bestandsbauten sind und welche Reserven sie für Erweiterungen z. B. durch Aufstockungen haben.
Ist die Eingriffstiefe zu gross, um einen Bestandsbau für zukünftige Aufgaben auszurüsten, kann das erhoffte Ziel, die Einsparung grauer Treibhausgasemissionen nicht umgesetzt werden. Gleichzeitig sollten die zukünftigen Lebensdauern von Bestand und Erweiterungen übereinstimmen.
Diese Fragen und Herausforderungen sind in frühen Phasen, am besten vor Projektbeginn zu klären. Durable hat durch ihre langjährige Tätigkeit in den Bereichen Projektentwicklung, Ökobilanzierung von CO2 und Auswahlverfahren eine grosse Expertise.
Referenzen
Begleitung der Testplanungen für das Areal Bergacker
Habitat 8000 AG entwickelt seit 2016 ihr Areal Bergacker in Zürich Affoltern mit dem Ziel einer inneren Verdichtung für eine höhere Ausnützung sowie dem Angebot von möglichst viel preisgünstigem Wohnraum. Die bestehende Überbauung aus den 50ern ist baulich intakt und bei dem heutigen Bewohner:innen beliebt, jedoch unternutzt. Nach einer Testplanung mit Fokus Ersatz in 2019 ist in 2022 vertieft der Bestandserhalt abgewogen worden. Letztendlich hat sich Habitat 8000 für den Ersatzneubau entscheiden.
Durable hat die gesamten Prozesse mit vergleichenden Ökobilanzen der Treibhausgasemissionen begleitet. Wesentlicher Erkenntnisse diese Bilanzen war das tatsächlich eher geringe Einsparungspotenzial einer Bestandserweiterung bezüglich grauer Treibhausgasemissionen.
ReUse-Konzept für die Primarschule Kleinhüningen
Die 1969 erbaute Primarschule Kleinhüningen ist heute eine Schule mit 12 Klassen und 4 angegliederten Kindergärten für circa 300 Kinder inklusive Tagesstruktur. Nach fünf Jahrzehnten werden die Gebäude gesamtsaniert und nach den Anforderungen an den heutigen Schulunterricht gestaltet. Dafür ist ein Planerwahlverfahren durchgeführt worden, dass BRH-Architekten zusammen mit weberbuess Architekten für sich entscheiden konnten.
Durable begleitet den Kanton Basel-Stadt und das Team zu allen Fragen des Bestandserhaltes und der Wiederverwendung. Die Arbeiten stehen im Kontext eines strategischen Projektes des Kantons Basel-Stadt.
BFE-Forschungsprojekt: Ein Vademecum für den Bestandserhalt
Gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz und Wüest Partner entwickelt Durable ein «Vademecum Bestandserhalt» mit dem Ziel Bauherrschaften und der öffentlichen Hand einen Leitfaden für den Entscheid Bestandserhalt ja oder nein – und wenn ja, wie bzw. wenn nein, warum nicht – mit auf den Weg zu geben. Der Inhalt gründet sich auf reichhaltigen Referenzen aus Auswahlverfahren und Referenzprojekten.
Das Vademecum ist Teil einer Forschungsarbeit im Rahmen des BFE-Programmes «Gebäude und Städte», Projektpartner sind: Amt für Hochbauten und Amt für Städtebau der Stadt Zürich, Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Istituto di previdenza del Cantone Ticino, ECOREAL Anlagestiftung, Pensimo Management AG, Terresta Immobilien AG.